Familie von Urff nahm den ersten Preis für Cornelius und Juliane gelassen hin. Bei anderen waren Freude und Enttäuschung deutlich sichtbar. „Jugend musiziert“ am Samstag in Freising war eben ein Wettbewerb.
VON ANDREAS BESCHORNER
Freising – Dabei waren über 260 Nachwuchskünstler, 37 Juroren, Preisträger und solche, die es nicht zum Landeswettbewerb geschafft haben. Manche stärken sich vor ihrem großen Auftritt, manche brauchen nach ihrem Vorspielen unbedingt etwas im Magen. Gemeinsam ist aber allen Teilnehmern am Regionalwettbewerb „Jugend musiziert“ für Freising und Erding eines: die Aufregung – wobei die Eltern teilweise nervöser sind als ihr musikalischer Nachwuchs, der sich heuer zum ersten Mal in der Freisinger Musikschule dem Urteil der fachkundigen Jury stellte.
Lena Rinnagel zum Beispiel: Etwas schüchtern, aber relativ cool sitzt eine der jüngsten Gitarrenspielerinnen vor dem Juroren-Trio. Nach dem ersten Stück ist Lena sicherer, wagt schon mal während des Spiels einen prüfend kritischen Blick auf die Jury, die sich aber nichts anmerken lässt und weiter nur Notizen auf ihre Blätter kritzelt. Lena lässt sich nicht beirren – auch nicht durch die telepathische Hilfe von Mama, die mit Kopfnicken den Takt geben und ihrer Tochter beistehen will. Am Ende lächelt Lena freundlich, die Jury applaudiert – und Lena ist mit sich „zufrieden“, wie sie sagt.
Und schon öffnen die Türsteher (die eigentlich Türsitzer sind) die Pforten, lassen die nächsten Musiker samt Anhang in den Raum. Dann heißt es für zehn Minuten wieder: Schotten dicht, keiner verlässt oder betritt das Zimmer.
Draußen auf den Gängen der Musikschule geht die kleine Lena dann beinahe unter im Gewusel und Gedrängel all derer, die es hinter sich gebracht haben oder hippelig auf ihren Auftritt warten. Doch Lena hat’s an diesem Tag – so wie viele ihrer Kollegen auch – gut: Papa trägt die Gitarre, quetscht sich an anderen Vätern vorbei, die sich mit Cello und Kontrabass abmühen.
Mittendrin im Getümmel versucht Musikschulleiter Martin Keeser die Ruhe zu bewahren, was dank einer perfekten Organsiation nicht allzu schwer ist. Lediglich Familie Urff darf ein kleines Fitnessprogramm absolvieren: Vorspielen im Pavillon, Ergebnislisten studieren im Haupthaus, Urkundenausgabe wieder im Pavillon. Dort, im großen Saal der Musikschule, sind inzwischen die Älteren an der Reihe: Elise Pretzsch (Klavier) und Friederike Seeßelberg (Cello) interpretieren Schostakowitsch und Schumann Der Applaus zahlreicher Zuhörer ist dem Duo der jungen Virtuosen sicher.
Zuvor hatte sich die Jury die jüngere Altersgruppe vorgeknöpft: Viel, viel Lob für die jungen Musiker („Sehr beeindruckend, weiter so!“)gibt’s da zu hören, die Kritik fällt sanft aus („Du hast bei dem traurigen Stück so fröhlich geschaut. Man ist auch ein bisschen Schauspieler“).
Gegen 20 Uhr haben es dann an diesem denkwürdigen Samstag endlich alle geschafft: die Organisatoren, die Jurymitglieder, die Eltern, vor allem aber auch der Nachwuchs zwischen sieben und 21 – und Lena sowieso.
Mit freundlicher Genehmigung des FT (Freisinger Tagblatts)